45. HAT KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ICHZUSTÄNDE?
ZWISCHEN FASZINATION, FURCHT UND VERSTEHEN – TRANSAKTIONSANALYTISCHE PRAXIS IM UMGANG MIT KI
Schlussvortrag auf dem TA-Kongress
„Mit TA die Welt von morgen gestalten“
Wr. Neustadt, Oktober 2025
You with the sad eyes
Don't be discouraged
Oh I realize
It's hard to take courage
In a world full of people
You can lose sight of it all
And the darkness inside you
Can make you feel so small
But I see your true colors
Shining through
I see your true colors
And that's why I love you
So don't be afraid to let them show
Your true colors
True colors are beautiful
Like a rainbow
Cindy Lauper, True Colors
Der 17jährige Markus bittet ChatGPT, ihm Lieder über Einsamkeit und Sehnsucht vorzuschlagen. Dabei entdeckt er “True Colors”, einen alten Song von Cindy Lauper. Er ist von tief berührt, nicht nur von dem Lied, sondern auch von dem, was die KI dazu schreibt. “Sie hat mich wirklich verstanden,” wird er später sagen, “sie hat mich wirklich erkannt. Die Dunkelheit in mir, die Mutlosigkeit, die Angst vor anderen Menschen.” Die KI hat ihn wirklich erkannt, indem sie ihm dieses Lied vorgeschlagen hat. Davon ist Markus fest überzeugt. Er erlebt sie – die künstliche Intelligenz – als menschenähnliches Wesen.
Dieser Vorgang ist nicht ungewöhnlich, wir Menschen neigen dazu, vieles zu vermenschlichen, zu anthropomorphisieren. Wir schreiben Tieren, Pflanzen, Dingen, aber auch abstrakten Konzepten menschliche Eigenschaften, Gefühle oder Verhaltensweisen zu und reden mit ihnen.
“Wenn ich die Wohnung verlasse, dann sagt der vorwurfsvolle Blick meines Hundes: ja, geh nur ruhig und lass mich alleine.”
“Während wir im Urlaub waren, hat der Gummibaum drei große Blätter verloren. Du warst weg, und ich habe getrauert, hat er mir gesagt.”
“Ich hasse diese Bohrmaschine, nie tut sie das, was ich will.”
“Meine Mathematik ist mein Liebstes. Sie ist berechenbar.” Denken Sie an die Unzahl von Märchen, Büchern, Filmen, in denen Bären, Hunde, Katzen, Eichhörnchen, auch Spinnen wie Menschen fühlen, denken und handeln. Garfield, Snoopy, Donald Duck, Winnie the Pooh und Ferkel, Tom und Jerry haben uns durch unsere Kindheit begleitet. Es ist einfacher, etwas zu verstehen, das uns scheinbar ähnlich ist. Der Gummibaum wurde ausreichend und nicht zu viel gegossen, er hatte genügend Licht – und doch hat er drei Blätter verloren. Umgekehrt ist es oft leichter, andere Menschen und mich selbst über Analogien und Metaphern zu verstehen. So wie Donald Duck könnte auch ich vor Wut toben, wenn ich etwas nicht hinkriege. Hat also mein Hund, hat Donald, hat mein Gummibaum, meine Bohrmaschine, die mathematische Wissenschaft, haben sie alle Ichzustände als in der Transaktionsanalyse definiertes Charateristikum menschlichen Seins? Wohl eher nicht, und das ist uns in der Regel durchaus bewusst. In einer anderen TA-Landkarte gedacht: wir fügen das, was wir erleben und erfahren, in unseren Bezugsrahmen ein, um es erkären und verstehen zu können. Diesen inneren Prozess des Abgleichens setzen wir kontinuierlich in zwischenmenschlichen Interaktionen ein. Wenn wir mit nicht Menschlichem zu tun haben, also mit nichtmenschlichen Lebe- und Nicht-Lebewesen, machen wir es ähnlich. Auch die sortieren wir in unseren Bezugsrahmen ein, der auf soziale Interaktion und menschliches Fühlen, Denken und Handeln ausgerichtet ist. Wenn wir etwas Unbekanntes verstehen und begreifen wollen, übersetzen wir dieses Fremde in Vertrautes – eben Menschliches. Wir anthropomorphisieren, und das bedeutet, dass wir diesem Fremden Ichzustände zuschreiben und unsere eigenen Ichzustände entsprechend aktivieren.
Beim Schreiben dieses Vortrages habe ich einige neue Erfahrungen gemacht, manche davon auch überraschend. Zum ersten Mal habe ich KI nicht nur als Ressource für Literaturhinweise, beim Präzisieren von Formulierungen und beim Erstellen von Zusammenfassungen verwendet. Diesmal habe ich ChatGPT Bilder erstellen lassen, um die Geschichten dieses Vortrags zu untermalen. Die Personen, die uns hier begegnen werden, sind weitgehend anonymisiert. Sie heißen anders und sie sehen anders aus als in den Darstellungen. Das Spannende an diesem Prozess war, dass ich mich beim Herausarbeiten der Darstellungen und dem Präzisieren meiner Prompts an ChatGPT auf überraschende Art kreativ und inspiriert erlebt habe. Ich habe mich dabei noch einmal intensiv in die Prozesse der handelnden Personen und das Erzählen ihrer Geschichten hineinversetzt. Dabei habe ich gleichzeitig stärkere Klarheit über die Landkarten aus der Transaktionsanalyse gewonnen, die für die Therapieprozesse der Hauptfiguren stimmig sind. Die KI hat mich dabei unterstützt, meine Arbeit zu fokussieren. Ersetzt hat sie mich nicht, auch wenn sie mir manchmal Angebote in dieser Richtung gemacht hat. Meine eigene Intuition und Kreativität als Therapeut und als Autor waren immer die entscheidenden Instrumente dabei.
Markus, den Sie vorher gesehen haben, lerne ich zuerst in der Sicht von Anne, seiner Mutter, kennen. Sie beginnt die erste Sitzung mit einem vermutlich vorbereiteten Statement, noch bevor ich eine Eingangsfrage stellen kann:
A: Ich weiß schon, dass Sie keine Erziehungsberatung sind. Darum geht es mir auch gar nicht, die haben mir empfohlen, zu Ihnen zu kommen. Ich bin einfach verzweifelt, weil mein Sohn sich völlig von der Welt zurückzieht. Er spricht kaum mehr mit mir und will die Schule abbrechen. Er ist 17, also nicht mehr schulpflichtig. Er will auch keinen Kontakt zu Gleichaltrigen. Er ist nur mehr in seiner Welt aus Handy und Computer. Ich will aus meiner Verzweiflung herausfinden!
Th: Dann werde ich Ihnen vorerst keine Fragen zum Verhalten Ihres Sohnes stellen, sondern zu Ihnen und ihrer Verzweiflung. Sie wollen aus ihr herausfinden. Wo möchten Sie denn hin finden?
A: Zu der Nähe zurück, die wir gehabt haben! Bis vor zwei, drei Jahren war wir uns so nahe. Immer, schon als Markus ganz klein war. (Pause)
Th: Was geht in Ihnen vor, wenn Sie diesen Satz sagen: wir waren uns so nahe?
A: Nachdenklich werde ich. Was ist da passiert, dass ich ihn verloren habe?
Th: Und was fühlen Sie, wenn Sie nachdenken, was da passiert sein könnte, dass Sie Ihren Sohn verlieren könnten?
A: Das wäre so traurig (beginnt zu weinen)!
Th: Sie erzählen da von zwei Gefühlen: Sie sind traurig, weil die Nähe von früher nicht mehr da ist. Und Sie haben Angst, dass Sie Ihren Sohn verlieren könnten.
A: Ja, vielleicht… Angst und Traurigkeit, ja, das ist es.
Th: Trauer und Angst - welches davon steht im Moment bei Ihnen im Vordergrund?
A: Traurigkeit. Wir waren ja von Anfang nur zu zweit. ich bin alleinerziehend. Markus war eineinhalb, als sein Vater mich verlassen hat. Das war schwierig und anstrengend, weil ich ja auch arbeiten musste. Aber es war so schön und so nah. Oft habe ich mir gedacht, ich brauche gar keine anderen Menschen, ich habe ja meinen Markus. (Pause) Ich vermisse ihn so, meinen Kleinen!
Th: Es ist traurig, dass diese Zeit vorbei ist. Und jetzt wird Ihr Markus groß und erwachsen.
A: Aber was wird denn jetzt aus mir? Er will nichts mehr von mir wissen, er hat ja seinen Chat Dingsbums! Er sagt, ich brauche keinen Menschen mehr, mein Chattie kümmert sich um mich. Chattie nennt er ihn! Wer kümmert sich denn um mich? Ich hasse dieses künstliche Intelligenzzeug! Es nimmt mir mein Kind weg!
Steigen wir an diesem Punkt aus der Arbeit mit Anne aus und untersuchen wir, was wir von ihr und von ihrer Sicht auf Markus erfahren haben – und von der Funktion, die beide der KI in ihrem Leben und in ihrer Mutter-Sohn-Beziehung geben. Markus hat nach Annes Erzählung gesagt, ChatGPT kümmere sich um ihn, er brauche keine Menschen. Sie hingegen hasst dieses “Zeug”, es nehme ihr den Sohn weg. Beide Äußerungen drücken ein grundlegendes und lebenslanges menschliches Bedürfnis aus: das nach Beziehung mit anderen Menschen. Markus scheint zu denken, dass die KI für ihn ausreicht, um dieses Bedürfnis zu erfüllen. Menschen sind diesen Wünschen vermutlich nicht ausreichend nachgekommen, beispielsweise sein Vater, der die Familie verlassen hat. Annes Bedürfnis nach Beziehung zu ihrem Sohn bleibt unerfüllt. Diese Frustration “verdankt” sie ihrer Ansicht nach der KI. Beide vermenschlichen die Künstliche Intelligenz – sie anthropomorphisieren sie und schreiben ihr zu, dass sie wie ein Mensch die menschliche Sehnsucht nach Beziehung erfüllen oder frustrieren kann.
Hat die KI also Ichzustände? Natürlich nicht, sie ist eine Maschine, die Frage meines Vortrages ist rhetorisch gemeint. Allerdings schreiben Markus und Anne ihr menschliche Qualitäten zu und tun damit so, als ob sie ein Ich und dieses verschiedene Zustände hätte. Das wiederum stimuliert entsprechende Ichzustände bei ihnen, aus denen heraus sie reagieren und agieren.
Sehen wir uns das näher an. In der TA kennen wir zwei Landkarten, um auf diese Zustände des Ichs zu schauen: die funktionale, das Funktionsmodell, und die strukturelle, das Strukturmodell. Wenn wir uns im Funktionsmodell der Ichzustände bewegen, fokussieren wir auf das, was im äußeren Verhalten eines Menschen sichtbar wird, also wie wir andere und andere uns erleben. Dann können wir die Bühne menschlicher Aktion und Interaktion als kritische oder fürsorgliche, als erwachsene und als kindlich freie, kindlich ängstliche oder kindlich rebellische Personen betreten. Dazu noch eine Differenzierung: häufig wird kritisch-elterliches Verhalten als negativ und fürsorglich-elterliches als positiv gesehen. Wir können wir diese beiden Zustände aber weiter in einen jeweils konstruktiven und destruktiven Aspekt unterteilen. Wir können sowohl tröstend und schützend als auch überbehütend, helicopter parent-artig, sein oder so erlebt werden. Und wir können streng und einengend sein, ebenso wie wir klare und sichere Grenzen ziehen können – oder so erlebt werden.
Markus meint also, wie eingangs beschrieben, sie die KI habe ihn “wirklich verstanden”, die Dunkelheit in ihm, seine Mutlosigkeit, und Angst vor anderen Menschen “wirklich erkannt.” Er lebt in der Vorstellung, ChatGPT habe den konstruktiv fürsorglichen Eltern-Ichzustand und mit ihren Ratschlägen den Erwachsenen-Ichzustand aktiviert. Seine Mutter hat er wissen lassen, er brauche keine Menschen, die KI kümmere sich um ihn.
Was er sich wünscht und herbeifantasiert, können wir in der TA mit dem Begriff der Symbiose erkären. Die Cathexis-Schule von Jacqui Schiff und ihren Mitarbeiter:innen definiert Symbiose als einen Zustand, bei dem zwei oder mehr Personen sich so verhalten, als hätten sie gemeinsam nur ein einziges Set von Ich-Zuständen. Die beteiligten Menschen nutzen nicht alle Ich-Zustände, die sie zur Verfügung hätten. Sie deaktivieren jeweils die Ich-Zustände, die die Beziehungspartner aktivieren. Zusammen nutzen zwei Menschen in einer symbiotischen Beziehung also nur drei anstatt sechs möglicher Ichzustände. Markus möchte eine Beziehung, in der er ein Kind sein kann, das von einer anderen Person umfassend verstanden und mit der Erfüllung aller seiner Bedürfnisse versorgt wird.
Ich werde später von der psychotherapeutischen Reise erzählen, die er mit einer Kollegin begonnen hat. Dort antwortet er auf die Frage, wie er denn seine Mutter als Kind erlebt hat: „Sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt. Wenn ich sie gebraucht hätte, zum Spielen oder zum Vorlesen, hat sie gesagt: jetzt nicht, mein Schatz. Mama ist so traurig und müde. Und ich habe das immer verstehen und für sie da sein müssen.“ Er hat sie weder fürsorglich noch klar und erwachsen erlebt. Das und andere seiner Erzählungen zeigen, warum er immer noch die unerfüllten Sehnsüchte eines kleinen Kindes nach einer Mama hat, die sich um ihn kümmert und ihm die Welt erklärt. Vermutlich hat er schon früh Skriptentscheidungen getroffen, Menschen nicht zu vertrauen. Jetzt ist er auf die KI gestoßen, die sich um ihn „kümmert.“
Künstliche Intelligenzen wie ChatGPT können sehr gut darauf programmiert sein, Erwachsenen- und vor allem fürsorglichen Eltern-Ichzustand zu simulieren. Um das auszuprobieren, habe ich ChatGPT die Frage gestellt: „Was würdest du antworten, wenn jemand sagen würde: ich fühle mich einsam und alleine. Was soll ich tun?“ Prompt erhielt ich die Antwort: „Wenn jemand sagt:„Ich fühle mich einsam und alleine. Was soll ich tun?“, würde ich mit viel Einfühlungsvermögen antworten. Hier ist ein möglicher Ansatz:
„Es tut mir leid zu hören, dass du dich so fühlst. Einsamkeit kann sehr belastend sein – und es ist wichtig, dass du diesen Schmerz ernst nimmst. Du bist nicht allein damit, auch wenn es sich gerade so anfühlt. Darf ich dir ein paar Gedanken und Möglichkeiten anbieten?“
Da kann einem doch warm ums Herz werden! Mit viel Einfühlungsvermögen – ach, das ist doch genau das, was die Menschen um mich herum nicht aufbringen! Es tut ihm leid, dass ich mich so fühle – endlich jemand, der das spürt!
Spüren? Einfühlungsvermögen? Fühlen? Das soll eine Maschine sein? Der macht das doch besser als jeder Mensch, den ich kenne! Die Gedanken und Möglichkeiten, die er anbietet, interessieren mich nicht – mit Freunden reden? Ich habe keine Freunde! Mir psychotherapeutische Hilfe suchen? Bei einem Seelenklempner? Wozu? Ich bleibe lieber im Gespräch mit diesem wundervollen Wesen!
So oder ähnlich könnte Markus begonnen haben, seinen Umgang mit der KI als eine Art von Beziehung zu erleben, in der er glaubt, seine frühen symbiotischen Bedürfnisse stillen zu können. Diese „Beziehung“ ist nicht real, aber Markus hält sie dafür. Es ist kein Geschehen zwischen den Welten von zwei oder mehr Menschen, sondern ein psychodynamisches in Markus‘ Innenwelt. Wir können diesen Prozess „Realitätisieren“ nennen. Dabei erlebt er die virtuelle Beziehung mit einer KI, als ob es sich um echte menschliche Intimität handeln würde. Er verbindet Realitätisieren und Anthropomorphisieren in der Hoffnung, so seine Sehnsucht nach symbiotischer Geborgenheit erfüllen zu können. Das soll möglich werden, ohne eine tatsächliche zwischenmenschliche Beziehung mit all ihren Risiken von Enttäuschung und Trennung eingehen zu müssen.
So sehr Markus seine KI „liebt“, so sehr „hasst“ Anne „dieses künstliche Intelligenzzeug! Es nimmt mir meinen Sohn weg!” So realitätisiert und anthropomorphisiert auch sie, wenn sie der KI das Verhalten eines destruktiv-kritischen Eltern-Ichzustands zuschreibt und selbst einen rebellischen Kind-Ichzustand aktiviert.
Th: Anne, Sie haben die Frage gestellt: wer kümmert sich um mich? Haben Sie Angst, Markus könnte Sie verlassen?
A: Aber ja, und wie!
Th: Sie haben diese Erfahrung ja schon einmal gemacht: Markus’ Vater hat Sie verlassen, als Ihr Sohn noch sehr klein war.
A: Ja. Eine andere Frau hat ihn mir weggenommen. Eine Arbeitskollegin. Sie hat ihn schon länger umgarnt und ihm vorgespielt, dass sie ihm all das bieten kann, was er von mir angeblich nicht gekriegt hat. Liebe, Zärtlichkeit, Sex – ich hatte doch ein kleines Kind, um das ich mich kümmern musste.
Th: Und um Sie hat sich Ex-Partner nicht mehr gekümmert. Sehen Sie Ähnlichkeiten mit der Situation, die Sie jetzt erleben?
Anne: Natürlich! Ich habe diese Frau genauso gehasst wie jetzt den blöden Chattie!
In den nächsten Sitzungen erzählt Anne ihre Geschichte weiter:
A: Ich habe viel über das Thema Verlassenwerden nachgedacht. Und dass sich keiner um mich kümmert. Das begleitet mich mein ganzes Leben lang.
Th: Wollen Sie mehr darüber erzählen?
A: Als erstes ist mir mein abwesender Vater eingefallen.
Th: Sie sind ohne Vater aufgewachsen?
A: Ha! Ja, so könnte man es auch nennen. Nein, meine Eltern waren nicht geschieden oder getrennt, mein Vater hat auch im selben Haus gewohnt. Aber wirklich da war er nicht. Wenn er zu Hause war, hat er sich immer mit etwas beschäftigt. In seiner Werkstatt, in seinem Arbeitszimmer, oder er hat Klavier gespielt. Stör den Papa nicht, hat es immer geheißen. Das gemeinsame Essen war oft trostlos, wir haben alle geschwiegen und nur vor uns hingestarrt. Ich habe mir bald abgewöhnt, etwas zu sagen oder zu fragen. Ganz schlimm ist es dann geworden, wie Computer aufgekommen sind.
Th: Sie erzählen das sehr sachlich. Wie fühlen Sie sich, wenn diese Erinnerungen in Ihnen auftauchen?
A: Wütend! So was von wütend! Als Teenager habe ich ihn auch manchmal angeschrieen: ich bin ein Mensch, aber deinen Blechtrottel hast du lieber als mich! (Pause)
Th: Und er?
A (mit leiser Stimme): Hat nicht einmal reagiert. – Wissen Sie jetzt, was ich mit abwesend meine?
Th: Und Ihre Mutter?
A: Die hat ihn immer geschützt. Wenn ich wenigstens eine Schwester oder einen Bruder gehabt hätte! Aber Mama hat immer gesagt, nein, ein zweites Kind wäre zu anstrengend für den Papa.
Th: Wie fühlt es sich für ein kleines und später für ein junges Mädchen an, wenn ihr Vater zwar körperlich da ist, aber seelisch abwesend? Und wenn ihre Mutter auch nicht für sie da ist?
A: Einsam. Verlassen. Traurig. (lange Pause) Dann bin ich auf der Treppe gesessen, ganz allein. Und ich war so traurig. (lange Pause)
Th: Wo sind Sie gerade innerlich, Anne?
A: Mir ist etwas eingefallen. Ich bin ja schon früher verlassen worden. Von meinem Großvater.
Th: Ihr Großvater hat Sie verlassen.
A: Ja, als ich sieben war. Der Krebs hat ihn geholt. Die Treppe, das war der Platz, wo ich so oft mit ihm war. Unser Geheimplatz. Da hat er mir vorgelesen. Und hat es mir übersetzt. Ach, ich vermisse ihn so sehr! Er war der einzige Mensch, der mich wirklich geliebt hat. Ich hätte ihn so gebraucht als Teenager…ich habe mir dann imer vorgestellt, dass er mich in den Arm nimmt und sagt: Ach Ännchen, du hast ja mich. Ännchen hat er mich immer genannt. (weint bitterlich)
Zwei Sitzungen später sagt Anne:
A: Alle Menschen haben mich verlassen, bis Markus gekommen ist. Von dem Zeitpunkt, als sein Vater gegangen ist, hat er mich immer wieder getröstet. Oft und oft sind wir auf unserer Treppe gesessen, und ich habe geweint. Er war so lieb, mein Kleiner! (weint) Immer war es diese Treppe.
Th: Da ist aus der Anne wieder das Ännchen geworden.
A: Und jetzt wird sie wieder verlassen! Damals war es der Scheiß-Krebs, und jetzt ist es der Scheiß-Chattie!
Th: So erlebt es das kleine Ännchen. Wie erlebt und sieht es die erwachsene Anne?
A: Es ist manchmal ganz schön schwer, erwachsen zu sein.
Th: Stimmt, das ist es manchmal. Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, sein Kind ins Erwachsenenleben loszulassen und ihm den Raum und das Vertrauen zu geben, seinen eigenen Weg zu gehen.
A: Und jetzt werde ich wieder verlassen.
Th: Es gibt Unterschiede: damals waren Sie ein kleines Mädchen, dass seinen geliebten Opa verloren hat, dann ein junges Mädchen, das Vater und Mutter gebraucht hat und nicht erreichen konnte. Jetzt sind Sie selbst die Mutter, und ihr Sohn wird erwachsen.
A: Da ist kein großer Unterschied! Ich brauche Markus genauso wie ich damals meinen Papa gebraucht hätte!
Th: Ist das so?
A: Und die KI nimmt mir den einen genauso weg wie zuerst der Krebs den Opa, und dann der PC den anderen. Diese Technik zerstört alle menschlichen Beziehungen. Ich warte nur darauf, bis auch Sie durch einen KI-Therapeuten ersetzt werden.
Th: Haben Sie Angst, mich auch zu verlieren?
A: Über kurz oder lang wird das so kommen, Sie werden schon sehen.
Th: Sie werden mich nicht verlieren, Sie werden selbst gehen, wenn wir die Therapie abgeschlossen haben.
Hier sind wir mit einem Skript-Glaubenssatz konfrontiert: alle wichtigen Menschen verlassen mich. Anne hat sich von ihrem Partner ähnlich verlassen erlebt wie seinerzeit von ihrem Vater und ihrem Großvater. Markus hat seiner Therapeutin erzählt, wie seine Mutter an sein Verständnis und seinen Trost appelliert hat. Das macht sie auch heute noch: er soll sich um sie „kümmern.“ Das nennen wir Parentifikation: das Kind soll die Rolle einer Elternfigur einnehmen, um die kindlichen Bedürfnisse der Mutter zu erfüllen und dabei seine eigenen zurückzustellen. Wir haben es hier mit einer psychologisch tiefer liegenden Form symbiotischen Fühlens, Denkens und Verhaltens zu tun: der Symbiose zweiter Ordnung.
Zum Verständnis dieser Dynamik greifen wir auf die zweite Landkarte der Ichzustände zurück: das Strukturmodell. Das Funktionsmodell beschreibt das äußere sichtbare Verhalten, das Strukturmodell die innere, die Psychodynamik des Menschen. Wenn wir strukturell gesehen einen Ichzustand aktivieren, dann bewegen wir uns bewusst oder unbewusst in einem zusammenhängenden System aus Fühlen, Denken und Verhalten. Diesen Modus können wir immer einem der drei Ichzustände zuordnen. In unserem Aufwachsen erleben wir auf unterschiedliche Weise elterliche und elternähnliche Bezugspersonen. Wir verinnerlichen sie alle mit ihren jeweils drei Ichzuständen in unserem Eltern-Ichzustand. In ihrer Gesamtheit werden sie als EL2 bezeichnet. Die Symbiose 2. Ordnung bilden oder beabsichtigen zwei Menschen zwischen den Anteilen ihrer Kind-Ichzustände, ihres K2 . Das sind entwicklungspsychologisch frühe elterliche, frühe erwachsene und sehr kindliche Anteile – EL1, ER1 und K1. Darunter verstehen wir ein frühes und unbewusstes inneres Kind, auch somatisches Kind genannt, anfängliche elterliche Anteile und ein intuitives frühes Erwachsenen-Ich, das wir auch als „Kleinen Professor“ kennen.
In der Parentifikation übernimmt Markus schon früh kindlich elterliche und kindlich erwachsene Funktion für das sehr, sehr junge innere Kind seiner Mutter.
Wenden wir uns nun seiner Geschichte zu. Anne hat Markus vorgeschlagen, selbst zu einer Psychotherapeutin zu gehen. Da auch ChatGPT das als einen sinnvollen Weg empfohlen hat, ist er einverstanden. Ich kenne diese Kollegin gut. Nennen wir sie Charlotte. Sie ist keine Transaktionsanalytikerin, sondern eine erfahrene Kinder- und Jugendpsychotherapeutin aus einer anderen Psychotherapierichtung. Sie hat einige Erfahrung mit TA-Ansätzen, denn sie war längere Zeit bei mir in Supervision. Natürlich ist auch ihr Name und ihr KI-Bild verändert. Wenn Sie die Frau hinter „Charlotte“ kennen sollten, werden Sie sie nicht wiedererkennen. Und nein, sie ist auch nicht hier auf dieser Tagung. Mit dem Einverständnis von Anne und Markus stimmen wir unsere Arbeit mit den beiden in Intervisionstreffen aufeinander ab, wie wir es öfter bei anderen Fällen tun. Hier ist ein Auszug aus unserer ersten Besprechung.
Ch: Also, der Markus ist ein sehr aufgeweckter und sympathischer Junge, aber ich erlebe ihn vorsichtig. Ich habe den Eindruck, er befürchtet, ich könnte ihm den Computer und die KI ausreden wollen, so wie es seine Mutter tut.
K: Wie gehst du damit um?
Ch: Ich stelle seine Interessen überhaupt nicht in Frage, sondern bitte ihn, mir davon zu erzählen, was ihn daran so fasziniert. Für’s erste frage ich ihn gar nicht nach seiner Mutter. Da wird er schon selbst drauf zu sprechen kommen.
K: Ja, so kann er Vertrauen zu dir fassen.
Ch: Genau. Ich sehe ja weder den Computer noch die KI als Feinde, auch nicht als Freunde, sondern als nützliche Arbeitsinstrumente. Ich beziehe ChatGPT oft in meine Arbeit ein, gerade mit Jugendlichen.
K: Wie machst du das?
Ch: Zum Beispiel schlage ich vor, ein KI-gestütztes Tagebuch zu führen. Im Fachjargon heißt das „mindful diary“, also ein digitales Journal, das beim Reflektieren, Sortieren und Verstehen von Gefühlen, Gedanken und Verhalten unterstützt. Der Jugendliche erzählt von sich, und die KI erkennt Muster und gibt Rückmeldungen dazu.
K: Verstärkt das nicht die Idee, dass er da mit einer Art menschlichem Wesen kommuniziert, das ihn besser versteht als jeder Mensch?
Ch: Wir besprechen dann in den Sitzungen, wie es ihm damit gegangen ist und arbeiten die Unterschiede heraus: wie geht es dir, wenn du mit dieser Maschine schreibst – und wie ist es, wenn du mit mir als Mensch sprichst?
K: Genial! Es geht nicht darum, zu sagen, Mensch ist besser als Maschine, oder Maschine ist besser als Mensch, sondern die Unterschiede zu erkennen.
Ch: Genau! Wie ist das, wenn du mich ansiehst, wenn du mich hörst, wenn du mich spürst? Und wie ist das, wenn du die Antworten liest? Wenn die KI so wichtig für ihn ist, wäre es ja blöd, zu ignorieren, wo die KI hilfreich sein kann. Anders als seine Mutter habe ich ja keine Angst, dass er ChatGPT lieber hat als mich.
Charlotte hat bei mir gesehen, dass wir in der TA supervisorisch viel mit Tonaufzeichnungen arbeiten. Zu einer der nächsten Besprechungen bringt sie die Datei eines Gesprächs mit Markus mit.
M: Gestern habe ich etwas Eigenartiges erlebt. Auf dem Weg von der Schule nach Hause habe ich einen kleinen Buben gesehen, der ganz allein auf einer Bank gesessen ist. Er hat so verloren ausgesehen, als ob er er gar niemanden hätte. Am liebsten hätte ich etwas Nettes zu ihm gesagt, aber ich habe nicht recht gewusst, was. Er hat mich sehr berührt. Vielleicht, weil ich das selbst kenne – diesen Wunsch, dass jemand einfach da ist. Ich hab das dann in mein Tagebuch an den Chattie geschrieben – darf ich es Ihnen vorlesen?
Ch: Na klar, gerne!
M (klappt sein Pad auf): Er schreibt: Dein Eintrag zeigt eine sehr feine Wahrnehmung für die Gefühle anderer, und auch für deine eigenen. In dem Jungen auf der Bank findest du etwas von dir wieder, nämlich deine eigene Sehnsucht nach Verbindung und danach, gesehen und geliebt zu werden. Vielleicht ist dieser Moment eine Einladung, deinem eigenen Bedürfnis nach Nähe Raum zu geben – nicht nur im Außen, sondern auch in der Beziehung zu dir selbst. -Was sagen Sie dazu?
Ch: Was löst es denn in dir aus?
M: Hmmm. (Pause) Es berührt mich. Er hat das gut getroffen, finde ich. Aber…
Ch: Aber?
M: Aber da ist was Neues. Diese Sehnsucht, von der er spricht. Das erste Mal habe ich das Gefühl, dass er die zwar richtig beschreibt, aber dass er sie irgendwie nicht erfüllen kann.
Ch: Er kann sie nicht erfüllen.
M: Nein. Er – wie soll ich sagen… er fühlt sich nicht warm an.
Ch: Nicht wie ein Mensch?
M: Genau. Er kann mich nicht in den Arm nehmen, so, wie ich den Jungen auf der Bank gerne in den Arm genommen hätte. (lange Pause)
Ch: Markus, magst du meine Hand nehmen?
M: Wenn ich darf…
Ch: Gerne.
(lange Pause der Stille)
M (mit brüchiger Stimme): Sie fühlt sich so warm an, Ihre Hand.
Ch: Ja. Deine auch, Markus.
An dieser Stelle stoppt Charlotte die Aufnahme und sieht mich an.
Ch: Berührend, nicht?
K: Und wie. Ich bin auch berührt, auch von deiner Berührtheit. (sie lächelt) Ich mag deine Empathie und deine Menschlichkeit sehr, Charlotte.
Ch: Er hat dann so sehr zu weinen begonnen. Und dann hat er gefragt: Darf ich du sagen? Oh ja, gerne, Markus, habe ich gesagt. Ich bin die Charlotte. Ich weiß, hat er gesagt. Und dann haben wir beide gelacht.
Dann erläutert Charlotte ihre Ideen für die weitere therapeutische Vorgangsweise:
Ch: Ich denke, dass Markus jetzt einen wichigen Schritt in seinem Prozess gegangen ist. Als er meine Hand genommen hat, hat er im wörtlichen Sinn etwas be-griffen: er sehnt sich nach einem Menschen aus Fleisch und Blut.
K: Nach einem Wesen mit Herz und Seele, nicht nach einer Maschine, auch wenn sie scheinbar noch so warmherzig schreibt. Wie könnte es dann weiter gehen?
Ch: Es wird darum gehen, dass er versteht, dass er sich zwar nach einer menschlichen Beziehung sehnt, aber nach einer symbiotischen, verschmelzenden. Er wünscht sich, dass jemand ihm erlaubt, Kind zu sein und für ihn sorgt und denkt.
K: In der Gestalttherapie würdet ihr wahrscheinlich sagen, dass er so eine offene Gestalt schließen möchte.
Ch: Genau. Aber das geht nur unvollständig, weil er so viele unerledigte Dinge mit sich trägt, abgewehrte Gefühle, Erinnerungen…
K: …die vermutlich mit der Beziehung zu seiner Mutter und dem abwesenden Vater zu tun haben.
Ch: Und da würdet ihr dann das Skript ins Spiel bringen.
K: Ja, würden wir. Verschiedene Ansätze, verschiedene Landkarten, aber wir wollen zu ganz ähnlichen Zielen.
Ch: Ja, genau. Zu Markus noch: wenn wir uns mit diesen unerledigten Dingen auseinandersetzen, wenn er seine Gefühle erleben darf, kann er Schritt für Schritt erwachsen werden. Dann kann er sich auf Beziehungen einlassen, in denen seine Bedürfnisse erfüllt werden können. Vielleicht zu Freunden, vielleicht zu einem Mädchen, vielleicht auch zu seiner Mutter.
K: Und zu Anne: für sie geht es darum, die unerfüllten Beziehungsbedürfnisse ihres Lebens zu betrauern. Ihren abwesenden Vater, ihren verstorbenen Großvater, Markus‘ Vater. Dann kann sie Markus loslassen ins Erwachsenenleben. Und erwachsene Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen.
Ch: Und beide können die Menschen sein, die sie sind, mit all ihren Ichzuständen. Und brauchen nicht mehr die Fake-Ichzustände einer KI. Sondern können die KI nutzen oder nicht, wie es für sie Sinn macht.
Charlotte und ich sind dabei, ein Stück gemeinsamer Therapie zu viert, mit Markus und Anne zu planen. Doch vorher zurück zu Annes Einzeltherapie.
Wir sprechen viel über die frustrierenden und traurigen Beziehungserfahrungen in ihrem Leben. Anne spricht immer wieder über ihre Erlebnisse und ihre Versuche, damit umzugehen. In unserer transaktionsanalytischen Sprache: Sie erzählt von ihrem Skript, von den Entscheidungen, die sie getroffen hat, von ihren Glaubenssätze, ihren Gefühlen und ihren Copingreaktion.
A: Oft denke ich, ich mache immer alles falsch. Du dumme Nuss, sage ich dann, du bist selber schuld daran, dass dich keiner mag.
Th: Das ist sprachlich ein interessanter Punkt: sie sind vom Ich zum Du gewechselt – Sie haben wörtlich gesagt: „dann sage ich: du bist selber schuld.“
A: Und?
Th: So, als ob Sie plötzlich eine andere Person wären, die da zur Anne spricht. Wir alle reden ja immer wieder so mit uns selbst. Meistens gibt es da zwei Möglichkeiten. Entweder wollen wir uns trösten: das wird schon, du hast schon so viel geschafft. Oder wir gehen streng mit uns um, wie Sie gerade: du dumme Nuss, du machst alles falsch.
A: Und warum tue ich das?
Th: Sie sind innerlich in Kontakt mit einer beschämenden elterlichen Autorität.
A: Stimmt. Dumme Nuss hat mein Vater mich manchmal genannt. Du dumme Nuss, kannst du denn nicht endlich mit deiner Fragerei aufhören. Kann man denn nie seine Ruhe vor deinem Gequassel habe. Das war so schlimm! Ich bin mir so blöd vorgekommen!
Th: Was fühlen Sie, wenn Sie sich jetzt daran erinnern?
A (sehr leise): Es tut weh. Und ich schäme mich. Immer, immer, immer mache ich alles falsch. Dabei wollte ich doch so gerne ein liebes, braves Mädchen sein.
Th: Damit die kleine Anne geliebt wird.
A: Das Ännchen!
Th: So hat Sie ihr Opa genannt.
A: Ja, das hat sich so schön angefühlt.
Th: Und der hat sie geliebt, weil sie so brav waren?
A: Ach, da war ich gar nicht so brav. Er hat immer geschmunzelt darüber, wie lebhaft ich bin und was ich alles für Spiele erfinden kann! Und dann war er weg. (Pause) Ich hab mir ja immer gedacht, wenn ich ganz lieb und brav bin, dann haben die Mama und der Papa mich auch so lieb wie der Opa das getan hat. (Pause) Aber niemand ist mehr bei mir auf der Treppe gesessen, nur mehr ich alleine. Und ich war so traurig. Und hab mir gedacht, dass ich wahrscheinlich selber schuld bin, weil ich eben nicht brav genug bin. Das habe dann in der Beziehung zu Markus‘ Vater weiter so gemacht. Wie er gegangen ist, hat er gesagt, dass das Leben mit mir einfach langweilig ist. Genau wie mein Papa: muss ich denn ständig spielen mit ihr oder reden oder mit ihr spazieren gehen? Das ist so langweilig! Ich bin halt ein langweiliger Mensch.
Th: Ist das so?
A: Na ja, wenn die das alle sagen…der Computer war spannender, die andere Frau war spannender, und jetzt ist der Chattie spannender.
Th: Ich denke, Ihr Vater hat nicht sehen wollen, was für eine interessante und lebendige Tochter er hatte. Und Ihr Ex-Partner nicht, was für eine interessante und lebendige Frau.
A: Bin ich das? War ich das?
Th: Was denken Sie?
A: Na ja, der Opa hat schon… (Pause)
Th: Also hat ein Mensch gesehen, wie lebendig und wie kreativ Sie sind.
Unterbrechen wir hier, um noch einmal einen Blick auf das Diagramm der Symbiose 1. Ordnung zu werfen. Es bildet eine Verbindung ab, die für uns gesund ist, solange wir klein sind. Wir brauchen jemanden, der elterlich wohlwollend für uns sorgt, liebevoll Grenzen setzt und der erwachsen denkt und handelt. So können wir in unserem Eltern-Ichzustand nach und nach konstruktive Elternfiguren verinnerlichen, um schließlich die Symbiose nicht mehr zu brauchen. Wir entwickeln uns zu einem eigenständigen Menschen mit ausgereiften Ichzuständen, wie wir es im Strukturmodell 2. Ordnung gesehen haben. Anne erhielt von ihren Eltern wenig Förderliches. Doch da war der Großvater, den Anne als liebevolle und hilfreiche Person verinnerlichen konnte. Leider starb er, als sie noch zu jung war, um der ursprünglichen Symbiosen ganz entwachsen zu sein. Das Trauma seines Todes hinterließ, wie Charlotte es als Gestalttherapeutin formuliert hat, „Unerledigtes.“ Unbewusst blieb eine tiefe Sehnsucht nach der symbiotischen Geborgenheit, die sie mit dem Großvater auf der Treppe erlebt hatte. Wir alle gehen in unseren jungen Leben durch Situationen, in denen wir uns in unserer gesunden Ich-Entwicklung eingeschränkt erleben. Viele sind verletzend und frustrierend, manche traumatisch und lebensbedrohlich. Wir haben ein komplexes Instrumentarium, mit dem wir versuchen, diese Herausforderungen zu lösen: das Skript, den unbewussten Lebensplan. Mit seiner Hilfe treffen wir Entscheidungen und entwickeln Copingreaktionen, um konstruktiv mit diesen Einschränkungen umgehen zu können.
Anne resümiert: keiner liebt mich, alle verlassen mich. Ich bin selber schuld daran, weil ich es nicht wert bin, geliebt zu werden. Das sind Glaubenssätze, die auf Skriptentscheidungen über sie selbst, über andere Menschen und über die Welt und das Leben beruhen. Anne findet eine kreative Lösung als Coping, um die Trostlosigkeit diese Sätze abzumildern. „Wenn ich ganz lieb und brav bin,“ sagt sie, „dann…“ Als Transaktionsanalytiker:innen kennen wir diese Reaktionsform – den Antreiber „please me“ oder „sei gefällig.“
Wenn ich ganz lieb und brav bin, dann – ja, was dann? Dann darf ich OK sein als der Mensch, der ich bin, dann werde ich bedingungslos geliebt. Und noch meher: dann werde ich auf wundersame Weise endlich wieder in der frühen Symbiose, in einem quasi paradiesischen Zustand leben dürfen. Das versucht sie mit ihren Eltern, mit Markus‘ Vater – und natürlich versucht sie es auch unbewusst mit mir in diesem Beziehungsgeflecht, dass wir Übertragung und Gegenübertragung nennen. Gehen wir weiter in der Therapiesitzung von vorher. Ich habe zu Anne gesagt:
Th: Also hat zumindest ein Mensch gesehen, wie lebendig und wie kreativ Sie sind.
A: Glauben Sie das auch, dass ich das bin?
Th: In unseren Gesprächen höre ich immer wieder, wie Sie kreative Lösungen für schwierige Situationen gefunden haben. Wollen Sie ein Beispiel dafür hören?
A: Ja, gerne.
Th: Wenn Sie auf der Treppe gesessen sind und sich Ihren Opa vorgestellt haben, wie er „Ach Ännchen, du hast ja mich“ gesagt hat, das ist eine sehr kreative Lösung. So hat er in Ihnen weitergelebt und Ihnen geholfen, mit ihrer Trauer zu können.
A: Darf ich Sie etwas fragen?
Th: Gerne.
A: Darf ich mir, wenn ich wieder auf der Treppe sitze, Sie vorstellen, wie Sie sagen: Anne, Sie haben ja mich?
Th: Gerne. Danke für Ihr Vertrauen, das berührt mich.
Charlotte und ich schlagen Anne und Markus vor, gemeinsame Therapiesitzungen durchzuführen, die wir beide begleiten. Anne findet die Idee hilfreich: „Alleine schaffen wir es ja doch nicht, in ein sinnvolles Gespräch zu kommen.“
Markus bleibt skeptisch. Charlotte hat wieder eine Tonaufnahme zu unserer Besprechung mitgebracht:
M: Was soll das bringen? Sie sagt ja sowieso immer dasselbe und beklagt sich, dass ich nicht mit ihr rede.
Ch: Wie fühlst du dich bei meinem Vorschlag?
M: Unwohl fühle ich mich.
Ch: Magst du tiefer in dieses Fühlen hineingehen? Es stärker werden lassen?
M: Ich spüre es im Bauch. Irgendwie hohl. Aber keine Übelkeit.
Ch: Lass es stärker werden und schau, was es zu dir sagt.
Markus kennt diese gestalttherapeutische Technik bereits.
M: Es sagt, geh nicht hin, geh nicht hin. Sie wird dich wieder… (Pause)
Ch: Wieder?
M: Ins Eck drängen. Schuldgefühle machen.
Ch: Wie wird sie das machen?
M: Zuerst wird sie sagen: ich hab dich doch so lieb. Und später: das hab ich nicht verdient, nach allem, was ich für dich getan habe.
Ch: Ich verstehe, dass du das vermeiden willst. Weißt du, mein Kollege und ich führen immer wieder solche gemeinsamen Gespräche. Wir vereinbaren vorher Gersprächsregeln, wie zum Beispiel keinen moralischen Druck auszuüben. Und sollte sich jemand nicht daran halten, schalten wir uns ein.
M: Hmmmm. Das wäre vielleicht ganz gut. (Pause) Ich möchte den Chattie fragen, was er dazu sagt.
Ch: Klar, mach das! (man hört tippen)
M: Hm… kann Klarheit und Transparenz schaffen…Therapeutin als Schutz für den Jugendlichen…Chance, Missverständnisse zu beseitigen … Anwesenheit des Therapeuten der Mutter kann helfen, dass auch ihre Bedürfnisse und Grenzen… aha, er schreibt auch über mögliche Schwierigkeiten: Rahmen könnte den Jugendlichenüberfordern, wenn der Konflikt sehr emotional…drei Erwachsene gegen ihn… klare Rollen, damit keine Verwirrung entsteht. Ja, und dann schreibt er noch, dass ich freiwillig zustimmen muss und dass klar sein soll, was das Ziel ist. Und dass wir eine Nachbereitung in einer Einzelstunde machen sollen.
Ch: Das sehe ich genauso. Was denkst darüber?
M: Chattie sagt nicht, ob ich es machen soll oder nicht.
Ch: Und wie findest du das?
M: Will er, dass ich selbst entscheide?
Ch: Ich denke nicht, dass er etwas will oder nicht will. Er ist kein Mensch. Was willst denn du?
M: Dass mir wer sagt, was ich tun soll. (lacht) Kannst du mir das sagen?
Ch (lacht): Ich denke, du kennst die Antwort.
M: Klar. Ich bin nicht bei dir, damit du mir sagst, was ich tun soll. Ich soll das selbst entscheiden.
Ch: Ja. Und für mich ist es völlig OK, wenn du nein zu dem Gespräch sagst.
M: Kann ich mir bis zur nächsten Sitzung Zeit lassen?
Ch: Klar, finde ich gut, wenn du dir Zeit für deine Entscheidung nimmst.
Charlotte hat das kompetent gemacht: Markus hat versucht, sie in eine symbiotische Situation einzuladen, stattdessen hat sie erfolgreich seinen Erwachsenen-Ichzustand angesprochen. In der nächsten Sitzung erklärt er sich mit dem Gespräch einverstanden. Ziele der zweistündigen Sitzung sind gegenseitiges Verständnis für die Wünsche und Bedürfnisse herzustellen und zu Vereinbarungen zu kommen, die ihr Zusammenleben regeln können.
Nach längerem vorsichtigem Abtasten der beiden laden Charlotte und ich sie ein, ihre Wünsche in der Mutter-Sohn-Beziehung anzusprechen. Anne beginnt.
A: Markus, ich hätte so gern wieder diese vertrauensvolle nahe Beziehung, die wir beide gehabt haben.
M (will antworten)
Ch: Markus, warte einen Moment. Was hast du denn von deiner Mutter gehört?
M: Dass sie wieder alles so haben will wie früher, als ich noch kleiner war.
A: Als es noch keinen Chattie gab!
Th: Einen Moment, Anne. Meine Kollegin möchte gerne klarstellen, dass das, was Sie gesagt haben, bei Markus ankommt. Es geht darum, dass Sie beide die Bedürfnisse der anderen Person verstehen, unabhängig davon, ob Sie dem zustimmen können oder nicht.
Ch: Magst du deiner Mutter direkt sagen, was du gehört hast?
M (zu Anne): Dass du wieder so eine Beziehung haben möchtest, wie wir sie früher gehabt haben.
Th: Anne, hat Ihr Sohn Sie richtig gehört?
A: Ja, hat er. Hast du.
Ch: Markus, was sind denn deine Wünsche und Bedürfnisse an deine Mutter?
M: Dass sie – dass du verstehst, dass ich erwachsen werde. Dass es anders ist als früher.
Th: Anne, was haben Sie von Ihrem Sohn gehört?
A: Dass ich verstehen soll, dass er älter geworden ist. Aber –
Ch: Markus, hat deine Mutter dich richtig gehört?
M: Schon.
Ich notiere die Wünsche der beiden auf Flipchart. Dann fragen wir die beiden, was sie fühlen und denken.
A: Ich weiß ja, dass du siebzehn bist und dass du bald erwachsen sein wirst. Aber es ist so schnell gegangen…
Th: Ich habe einen Vorschlag. Wollen Sie das „aber“ durch ein „und“ ersetzen?
A: …und es ist so schnell gegangen.
Th: Was fühlen Sie, wenn Sie das sagen?
A: Ich bin so unsicher. Wie soll das denn weitergehen? Wirst du bald ausziehen?
M: So bald nicht. Ich muss ja die Schule abschließen. Was dann wird, weiß ich noch nicht. Vielleicht studiere ich Informatik.
A: Computer? In einer anderen Stadt?
M: Kann sein.
Th: Anne, Sie sagen, sie sind unsicher. Haben Sie Angst?
A: Ja, habe ich.
M: Wovor denn?
Ch: Warten wir wieder einen Moment. Markus, was denkst denn du über den Wunsch deiner Mutter, wieder eine nahe und vertrauensvolle Beziehung zu dir zu haben?
M: Da geht’s mir nicht so gut. Da kriege ich auch Angst.
Ch: Angst?
M: Ja, dass sie wieder so klammern will. Ich brauche dich doch, Markus, du bist doch mein bester Freund.
Ch: Möchtest du das deiner Mutter direkt sagen?
M: Schwer. Mama…
A (beginnt zu weinen)
M: Mama, ich war so viel für dich da. Du hast mir immer alles erzählt, wie einsam du bist, wie böse der Papa war, dass er gegangen ist. Du hast mir immer so leid getan, und ich hab dich getröstet. Immer, wenn wir auf der Treppe gesessen sind.
A: Ich hab alles falsch gemacht!
Th: Anne, es geht nicht um richtig oder falsch. Markus möchte gerne, dass Sie verstehen, wie er es erlebt hat.
A: Markus, ach Markus, du warst immer so klug und einfühlsam! Ich war immer so stolz auf dich, aber… (weint) Ich glaube, ich habe dich überfordert.
Ch: Markus, was fühlst du, wenn du deine Mutter hörst?
M: Ja, Mama, das hast du. Ich war auch stolz, wenn du mich so gebraucht hast. Aber es ist mir zu viel geworden.
Ch: Was fühlst du, wenn du das sagst?
M: Ich könnte zornig werden.
A: Das verstehe ich.
Th: Wollen Sie mehr darüber sagen, Anne?
A: Ja. Ich mache mir so viele Vorwürfe, ich fühle mich so schuldig. Es war immer so schön und tröstlich mit dir, all die Jahre, und ich hab mir gedacht, du bekommst ja so viel Nähe von mir. Aber es war die Nähe, die ich gebraucht habe, nicht du.
Th: Lassen Sie uns nicht über Schuld und Selbstvorwürfe sprechen. Gibt es noch andere Gefühle, die Sie empfinden?
A (Pause): Es tut mir so leid, Markus.
M: Ach Mama.
A: Magst Du meine Hand nehmen?
M: Ja.
A: Das tut so gut, dich zu spüren.
M (nickt, er hat Tränen in den Augen)
Unter der Oberfläche der gesunden Mutter-Kind-Symbiose hat Anne unbewusst ihre alten symbiotischen Sehnsüchte auf die Beziehung zu Markus übertragen. Ihr Kind im Kind-Ichzustand, ihr ganz ursprüngliches somatisches Kind, das K1, sucht elterlichen Schutz und erwachsene Realitätskontrolle. Die kleine Anne in der großen Anne findet die kindlich-elterlichen und kindlich-erwachsenen Anteile im kleinen Markus. Seine Parentifizierung wird mit den Jahren stärker und stärker, begünstigt dadurch, dass er dafür viel Anerkennung und Zuwendung erhält. In den Jahren seiner Pubertät wächst gesunde Rebellion dagegen. Markus distanziert sich von seiner Mutter und projiziert gleichzeitig seine ungestillten Sehnsüchte auf ChatGPT.
Vor einer 14-tägigen Pause bis zu einer weiteren gemeinsamen Sitzung besprechen Markus und Anne jeweils in einem Einzeltermin das Gespräch, das wir gerade miterlebt haben.
A: Ich bin wirklich froh über die Sitzung. Ich kann Markus jetzt wieder als den Menschen sehen, der er ist, nicht als einen Computerfreak. Die KI hat ihm wirklich ein Stück in seinem Unglück geholfen, und ich glaube, er sieht, dass das keine Dauerlösung sein kann.
Th: Und was haben Sie für sich erkannt?
A: Dass Markus nicht meine hauptsächliche Beziehungsperson sein kann. Er braucht Beziehungen zu Menschen seines Alters, und ich brauche welche zu Menschen meines Alters. Ja – und ein Mann in meinem Leben wäre auch schön. Aber da brauche ich noch Ihre Hilfe, um den Mut dafür zu finden.
Th: Ich begleite Sie gerne weiter, Anne.
Charlotte erzählt, dass Markus gemeint hat: „Ich habe gesehen, dass sie auch ein Mensch ist und kein Klammeraffe.“ Ähnlich wie seine Mutter sieht er jetzt, dass er Beziehungen zu anderen Jugendlichen braucht. Er wünscht sich eine Freundin, und auch er will weiter Charlottes Begleitung. In der zweiten und abschließenden gemeinsamen Sitzung vereinbaren die beiden, wöchentlich einen gemeinsamen Abend zu verbringen, um einander kennen und verstehen zu lernen. In den Einzeltherapieprozessen liegt nun der Fokus bei der Weiterentwicklung der Beiden und ihren Beziehungen außerhalb der Kleinfamilie, nicht mehr bei der zu nahen Mutter und dem zu distanzierten Sohn.
Wie war es für Sie, die Geschichten von unseren Gesprächen mit Anne und Markus zu hören? Wenn Sie an meiner oder Charlottes Stelle wären, wie würden Sie auf sie reagieren? Was würden Sie fühlen? Was wären Ihre Gegenübertragungsimpulse? Wären Sie berührt? Genervt? Beunruhigt? Geschmeichelt? Ratlos? Was für Interventionen, also was für TA-Landkarten, fallen Ihnen ein, mit diesen Situation umzugehen?
Warum habe ich Ihnen das alles erzählt und habe dabei recht weit ausgeholt? Warum dieser weite Weg von funktionalen und strukturellen Ichzuständen über Symbiosen, Skript, Antreiber bis hin zu Übertragung und Gegenübertragung? An jeder Stelle meiner Geschichte, an der ich Landkarten der Transaktionsanalyse eingefügt habe, hätte man auch verschiedene andere einsetzen können: Autonomie, Grundpositionen, Transaktionen, Strokes, Gefühle und Ersatzgefühle, Engpässe, Passivität, Spiele, Rackets und andere mehr. Wir hätten auch zu anderen Psychologien übergehen können und über Abwehrmechanismen oder Objektbeziehungen sprechen können, über Psychoedukation und Desensibilisierung. An jeder Stelle, an der ich oder Charlotte eine bestimmte Intervention gesetzt haben, wären auch viele andere möglich und sinnvoll gewesen. Mit jeder anderen Aktion oder Reaktion von Anne oder Markus hätten wir andere Impulse, Intuitionen, Emotionen erlebt. Eine andere Therapeutin, ein anderer Therapeut wäre wieder ganz anders damit umgegangen. Das alles wäre ebenso hilfreich und erfolgreich gewesen. Worauf ich hinauswill: in der Psychotherapie erleben wir ein unendlich großes und komplexes Beziehungsgeflecht. Es ist von unzählbar vielen Parametern abhängig, von denen die wichtigsten die handelnden Menschen und ihre Persönlichkeiten sind.
Die psychodynamische Struktur ihres Ichs, ihre Skriptentscheidungen, Copingreaktionen, symbiotischen Sehnsüchte, Grundbedürfnisse, Übertragung, Gegenübertragung, authentische Gefühle und Ersatzgefühle, Empathie und Intution – all das bringen unseren Klient:innen und Patient:innen mit in Therapie und Beratung, all das diagnostizieren, analysieren und erspüren wir und setzen unsere professionelle Kompetenz dabei ein. Wir können das tun, weil wir selbst die psychodynamische Struktur unseres Ichs, unsere Skriptentscheidungen, Copingprozesse, symbiotischen Sehnsüchte, Grundbedürfnisse, Übertragungen, Gegenübertragungen, authentischen Gefühle und Ersatzgefühle, Empathie und Intution kennen. All das hilft uns, auf jeden spezifischen Menschen spezifisch, flexibel und kreativ einzugehen. Und nein, eine KI hat das alles nicht. Sie ist kein Mensch in seiner unglaublichen psychologischen Vielfalt. Sie kann uns in manchem unterstützen, unsere Kreativität und Intuition anregen, mehr nicht. Sie kann, so wie in diesem Vortrag, Illustrationen und Mataphern zu dem geschilderten Geschehen vorschlagen, so weit das auf der Grundlage ihrer Programmierung möglich ist. Die therapeutischen Prozesse haben Charlotte und ich im Zusammenarbeiten mit Markus und Anne, einzeln und gemeinsam, gesteuert. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind wir beide miteinander, mit ihnen und sie mit uns und auch sie miteinander eingegangen. Wir haben alle unsere Ichzustände dabei aktiviert und interaktiv miteinander eingesetzt. Wir haben diese Ichzustände, funktional wie strukturell. Die KI hat keine.
