2022: Monks (Rathke/Habringer)
Derf sich ein Christ net wehren? Derf er net laut aufschrein?“
Macht und Unterwerfung, Hilflosigkeit und Hoffnung
„Monks“ erzählt die Geschichte des Stifts Wilhering und der Menschen, die über die Jahrhunderte in ihm und darum herum gelebt haben. Und gleichzeitig berichtet das Stück viel mehr: Wilhering ist ja nur ein Mikrokosmos der gesamten Menschheitsgeschichte. Es ist eine Chronik von Macht und Machtmissbrauch, von Unterdrückung und Unterwerfung - und auf der anderen Seite eine Geschichte von Widerstand und Hoffnung, von Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmtheit.
Fünf Personen, eine Nonne und vier Mönche, führen uns durch die Jahrhunderte seit der Gründung des Stifts im Jahr 1146. Sie sind unsterblich und zugleich zutiefst menschlich. Einer der roten Fäden, der sie in ihrer Gemeinschaft, in ihrer Gegensätzlichkeit, in ihrer Geschichte und so auch die Szenen des Stücks zusammenhält, ist die Ambivalenz zwischen Hoffnung und Enttäuschung. Immer wieder langen sie an Punkten tiefer Hilflosigkeit an. Hunger, Not und Kälte setzen ihnen genauso zu wie Reformation und Protestantismus, Absolutismus und kaiserliche Allmacht und die Naziwillkür des Dritten Reiches.
Hilflosigkeit ist ein Gefühl, das für uns Menschen einerseits sehr alltäglich und andererseits nur schwer zu ertragen ist. Wir entwickeln die verschiedensten Strategien, nur um unsere Hilflosigkeit ja nicht ertragen zu müssen – von Resignation und Depression bis hin zu blinder Wut und Aggression. All das können wir an und mit Franziskus, Perfektus, Hildegard und Silvester erleben. Um ihre Hoffnung aufrechterhalten zu können, machen sie das, was wir alle machen: an Illusionen und an Autoritäten festhalten, andere Menschen unterwerfen, um sie noch hilfloser zu machen, Verleugnen, sich in hektische Aktivität stürzen. Fallen Ihnen, wenn Sie das lesen, noch andere Strategien aus Ihrer eigenen Erfahrung ein?
Letztlich gibt es nur einen Weg durch die Hilflosigkeit hindurch: sie annehmen und zu ihr zu stehen. Ja, ich erlebe mich als hilflos. Dann wird der Weg frei zu Gefühlen von Angst und Trauer, die helfen, loszulassen und wieder frei für das Leben zu werden.
Blue, blue windows behind the stars
Yellow moon in on the rise
Big birds flying across the sky
Throwing shadows on our eyes
Leave us helpless, helpless, helpless
(Neil Young)