Mein psychologisches Corona-Tagebuch: Persönliche Schutzmechanismen
Wir erlernen sie in unserer Kindheit (20.04.2020)
Sigmund Freud und vor allem seine Tochter Anna, Psychoanalytikerin und Sozialarbeiterin, entdeckten und beschrieben eine Vielzahl an „Abwehrmechanismen“. Mit diesen weitgehend unbewussten Mustern wollen wir uns vor Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen schützen, die wir als bedrohlich erleben. Wir erlernen sie in unserer Kindheit und sie werden Teil unseres unbewussten Lebensplans. Grundsätzlich sind diese heute dementsprechend „Schutzmechanismen“ genannten innerpsychischen Vorgänge konstruktiv und hilfreich gemeint, weil sie uns vor emotionalen Überflutungen bewahren sollen, die im Moment so stark scheinen, dass wir (wiederum unbewusst) glauben, sie nicht bewältigen zu können. Da wir aber unsere Emotionen brauchen, schwierige Situationen gut zu überstehen (dafür hat sie uns die Evolution mitgegeben), kann ein Übermaß an Schutzmechanismen destruktiv und dysfunktional werden. Wir haben diese unsere persönlichen Muster früh im Leben gelernt, damit sie uns durch schwierige Situationen durchtragen. Daher ist es nur natürlich, dass wir sie jetzt in dieser einzigartig schwierigen Situation aktualisieren. Allerdings schränken sie oft unsere erwachsenen Kapazitäten an Fühlen, Denken und Handeln ein, die wir gerade jetzt sehr brauchen würden.
Hier erzähle ich Ihnen einige Beispiele für diejenigen menschlichen Schutzmechanismen, die mir in der gegenwärtigen Situation häufig begegnen.
1. Verleugnen: "Ich kann das alles schon nicht mehr hören" (20.04.2020)