Mein psychologisches Corona-Tagebuch: Posttraumatisches Wachstum statt Posttraumatischer Belastungsstörung

Psychologische und psychotherapeutische Begleitung von Menschen in der Krise

„Gib Worte deinem Schmerz: Gram, der nicht spricht
Presst das beladne Herz, bis dass es bricht.“

(Shakespeare, Macbeth, 4. Akt, 3.Szene)

In diesen Texten entwickle ich meine Erfahrungen und Gedanken aus der Arbeit mit Menschen seit dem Beginn des Ausnahmezustands. Die psychologische und psychotherapeutische Arbeit stellt im Moment einen einzigartigen Sonderfall dar: die üblicherweise gebotene therapeutische Distanz von den Problemen der Menschen, denen wir Hilfestellung geben, ist Chimäre. Wir leben mit und leiden unter denselben Ängsten, Sorgen, Schmerzen, unter derselben Einsamkeit und Hilflosigkeit wie die Menschen, mit denen wir beruflich arbeiten. In all den Jahrzehnten, die ich mittlerweile psychotherapeutisch und psychologisch arbeite, habe ich nie in so kurzer Zeit so viel dazugelernt und so viele neue Erfahrungen gemacht – berührende, verzweifelnde, beglückende, enttäuschende und vor allem mich selbst als Mensch fordernde. Nie war ich so sehr mit meinen eigenen Grenzen konfrontiert, nie mit solchen Anforderungen an meine eigene Resilienz. Ich stecke mitten drin in diesem Prozess, von dem ich nicht weiß, wo er mich hinführend wird. Nie ist mir meine Arbeit so wichtig erschienen wie in dieser für uns alle traumatischen und völlig neuen Situation. Das oben angeführte Shakespeare-Zitat ist mir dabei Leitmotiv geworden: es geht mir darum, Menschen dabei zu helfen, ihrem Schmerz Worte zu geben, damit sie gesund und gestärkt durch die Krise kommen können.
An diesem Prozess und meinen Gedanken und Erfahrungen dabei möchte ich Sie in diesem „Corona-Tagebuch“ teilhaben lassen. Anhand von Beispielen zeige ich, wie psychologische und psychotherapeutische Begleitung in Zeiten dieser Krise aussehen kann und welche Medien ich dabei einsetze. Selbstverständlich sind die Gespräche/Chatverläufe fiktiv, sie spiegeln zwar reale Probleme, aber keine tatsächlich existierenden Menschen wider. Alle Ähnlichkeiten sind rein zufällig.
Die folgenden Themen finden Sie hier:

Berufliche Ängste (und andere): „Ich weiß überhaupt nicht, wie es weitergehen soll.“ (23.03.2020)

Einsamkeit: „Ich will nicht alleine alt werden!“ (24.03.2020)

Paarkonflikte: „So endet es immer: wir schreien uns an.“ (26.03.2020)

Persönliche Schutzmechanismen (12.04.2020)

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